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Kategorie: Punk Rock Enzyklopädie

Punk Rock Enzyklopädie: Emo

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wie Emo

Was heutzutage eigentlich schon jeder Penner als Schimpfwort benutzt, wurde selbst in den Entstehungszeiten des Begriffs als eine nicht gern gesehene Beschreibung des Musikstils betrachtet, um die es eigentlich mal ging...
Doch zurück zu den Anfängen:
Mitte der 80er Jahre entwickelte sich in Washington D.C., eine der Geburtsstätten des Hardcore, eine neue Tendenz, Gefühle und Melodien in die vorherrschende harte Musik zu integrieren.Rites_of_Spring Man hatte das nihilistische und gewalttätige Image von Hardcore satt und wollte sich von der inzwischen zur Regel gewordenen Macho-Attitüde des Genres distanzieren. In D.C. bedurfte es einer Umdefinierung der Szene, zumindest fühlten so eine Handvoll Leute. Wegweisend war dabei die Band Rites of Spring, die auch gerne als Erfinder des Emo gelten und an deren Debut LP sich auch heute noch kaum eine so genannte Emo-Band messen kann.

Der Begriff Emo kam auf, da diese neue Stilrichtung auf einmal nicht nur aggressive Texte und Kompositionen wie im Hardcore kannte, sondern vielmehr emotionale und persönliche Themen ansprach und mit melodischem Gitarrengeplenkel untermalte.Embrace Hinzu wurde der wütende Gesang des Hardcore zunehmend ersetzt durch ein gefühlsbetonteres, fast schon leidvolles Singen. Diese Mischung wurde dementsprechend emotional Harcore oder auch Emocore genannt.
Wer das damals verbrochen hat, lässt sich leider nicht mehr genau rekonstruieren, die beteiligten Bands jedenfalls fanden den Ausdruck nicht gerade passend (Ian MacKaye von Embrace zu dem Begriff Emocore: "the stupidest fucking thing I ever heard in my entire life".

Angetrieben von dem Revolution Summer 1985, tauchten viele neue Bands auf dem musikalischen Radar der Washington D.C. Szene auf, die in der oben beschriebenen Form großartige und einflussreiche Emo-Bands waren (Embrace, Gray Matter, Beefeater, etc.). Da all diese Bands auf Dischord Records veröffentlichten, wurde das Label schnell zum Markenzeichen und Blaupause für Emocore.dischord-records So entwickelte sich in den gesamten USA schnell eine große Szene mit Bands, die den bekannten Hardcore Sound mit diesen neuen Elementen der Emotionen und Melodie kombinierten (so entstanden dann auch neue Subgenres, die aus dem Emocore hervorgingen, z.B. Screamo).

Als es in Washington D.C. eigentlich schon wieder mit der Szene vorbei war - die aus Rites of Spring und Embrache hervorgegangene Band Fugazi dürfte nicht mehr als Emo-Band gelten - wurde der Stil auf die nächste Ebene gehoben. Bands wie Jawbreaker oder Sunny Day Real Estate wurden in Fankreisen als Emo-Götter verehrt und machten das Genre zunehmend populärer.
jawbreakersunnydayrealestate






Durch den kommerziellen Erfolg von Nirvana und den darauffolgenden Hype um gitarrenlastige Musik interessierten sich auch die großen Plattenfirmen für diesen seltsamen Stil. Auf einmal waren Bands, die Indie Rock mit Emo-Kante (sowas liest man heute noch auf Promozetteln) mixten, wahnsinnig angesagt und mit dem Platin Status der Platte "Bleed American" von Jimmy Eat World war Emo im Jahr 2002 vollständig im Mainstream angekommen.

Punk Rock Enzyklopädie: Straight Edge

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wie Straight Edge


Der Begriff Straight Edge ist wohl für immer verknüpft mit dem gleichnamigen Song von Minor Threat. Anfang der 80er wurde dieses "Lebensgefühl" von Ian MacKaye geprägt, obwohl eigentlich vorher schon Ted Nugent und Modern Lovers über straightes Leben gesungen hatten.
Vereinfachend lässt sich Straight Edge als Ideologie definieren, die in erster Linie einfach jedwede Art von Drogen ablehnt. Als simples "Regelwerk" diente zu Beginn der 80er der Minor Threat Song "Out of Step" (Don't Smoke, Don't Drink, Don't Fuck - At least I can fucking Think). Diese ablehnende Haltung diente Ende der 70er Jahre als klare Abgrenzung - angesichts der selbstzerstörerischen Tendenzen - zu der späten Punkbewegung und den bereits im Mainstream angekommenen Drogenexzessen.
Später ist Straight Edge dann zu wesentlich mehr geworden. Einerseits wurde vegetarisches/veganes Leben, Tierschutz und Antisexismus mit zur Ideologie gezählt, andererseits gab es auch radikale Ausuferungen, die sich abtreibungsfeindlich, militant und teilweise auch homphob äußerten.

Das Markenzeichen der Straight Edge Bewegung ist das X. Tätowiert auf Brust, Rücken, Handrücken, oder gerne auch in dreifacher Ausführung auf Postern, Platten, Flyern und so weiter dargestellt, hat das X seit der Geschichte mit den Teen Idles seinen festen ikonografischen Stellenwert in der Straight Edge Szene...
Da die Bandmitglieder von Teen Idles auf ihrer Tour 1980 noch alle unter 18 waren, sollten sie nicht in die Clubs reingelassen werden, in denen sie ihre Auftritte hatten. Also machten sie sich ein Kreuz auf ihre Handrücken, um den Barkeepern zu signalisieren, dass sie nichts trinken durften. Daraus hat sich dann im Laufe der Zeit das X als öffentliches Bekenntnis zur Abstinenz von Drogen bzw. Dazugehörigkeit zur Straight Edge Szene durchgesetzt.

Mitte der 80er war der Peak der Bewegung in den USA bereits erreicht, in allen Landesteilen übernahmen viele Bands die Straight Edge Attitüde und verarbeiteten die Grundgedanken weiter. Aus dieser Weiterentwicklung entstand die so genannte Youth Crew , dessen Name ebenfalls einem Hardcore Song (diesmal von der BandYouth of Today) entnommen wurde. Weitere Bands, die sich zur Youth Crew zählten sind u.a. 7 Seconds, Gorilla Biscuits, Judge und viele mehr...(siehe auch P - wie Positive Force)
Mit der Youth Crew wurde Vegetarismus/Veganismus Bestandteil von Straight Edge und aus der Ideologie entstand eine weltweite Jugendbewegung. In den 90ern kam die Bewegung auch in Europa an und in den Staaten radikalisierten sich die Straight Edger zunehmend. So wurden militante Staight Edge Machos gerne handgreiflich, wenn jemand rauchte oder ein Bier auf einer Show trank.
Straight Edge ist heute auch nicht tot – zwar ist es nicht mehr eine allzu große Jugendbewegung, allerdings gibt es nach wie vor aktuelle Bands und die älteren Straight Edger sind durchaus noch aktiv. So zum Beispiel die Münsteraner Filmemacher, die eine recht sehenswerte Doku zu dem Thema gemacht haben: EDGE

Punk Rock Enzyklopädie: DDR-Punk

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- wie DDR-Punk


Die vielen Informationen, die es zu dieser gesellschaftshistorischen Bewegung gibt, können und sollen an dieser Stelle nicht erörtert werden. Für einen Einblick sind unten einige Links aufgeführt.

Toomuchfuture.de
Wikipedia
Indiepedia
Jugendopposition in der DDR

Punk Rock Enzyklopädie: Christ Punk

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- wie Christ Punk


Hm, der schwarze Schimmel, Hassliebe oder – finde ich persönlich am Schönsten – Regelausnahme; richtig: Hierbei handelt es sich, wir haben es im Deutschunterricht gelernt, um Oxymora – Begriffe, die sich gegenseitig ausschließen und trotzdem irgendeinen Sinn haben.

Ähnlich verhält es sich mit Christ Punk oder christlichem Punkrock. Meiner Meinung nach schließen sich Religion und Punk aus. Dennoch gibt es eben genau das. Mit dem Aufkommen der Jesus-People-USA-Bewegung (JPUSA) in den 1980ern hat es auch Punk-/Hardcore-Bands auf die Seite des Lichts verschlagen. In Orange County in Kalifornien gab es zunehmend Konzerte in der Chuck Smith's Calvary Kirche. Bands der ersten Stunde waren Undercover, Altar Boys oder Crucified. Später MxPx oder Relient K.

Ein Bestandteil dieses Subgenres ist die christliche Musikindustrie, die sich auf die musikalische Verbreitung der 'Botschaft' spezialisiert hat. Nicht jede Christ-Punk-Band fühlt sich dieser zugehörig, andere wiederum schon. So gibt es Bands, die anarchistische oder sozialistische Texte haben und wiederum von der christlichen Musikindustrie abgelehnt werden. Natürlich lassen sich nicht alle Bands über einen Kamm scheren, denn die Inhalte und Texte variieren zwischen politischen Texten und religiösen Wertvorstellungen und religiösen Texten mit, meinetwegen, einer Punk-Ethik...

Aber mal ehrlich: Das ist doch für'n Hintern. Punk und Religion haben nichts gemeinsam. Zu einer speziellen Musikindustrie zu gehören stinkt (Corporate Rock sucks!). Wer an Gott oder was auch immer glauben möchte – bitteschön. Der soll es für sich behalten, Gospel-Musik machen und in Kirchen auftreten. Ein andächtiger Punkrock-Matineé in einer Kirche ist wie 'Kleines Senfkorn Hoffnung' in einem feuchten, verrauchten Keller. Geht nicht, oder?

Dieser Artikel bezieht sich auf Christ Punk in den USA.

Punk Rock Enzyklopädie: Hardcore

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- wie Hardcore

Hardcore, oder auch Hardcore Punk, entstand in den späten 70ern zeitgleich in verschiedenen Regionen der USA. Während in Kalifornien Black Flag anfingen, lauter, härter und schneller zu spielen als alles, was es vorher gab, taten dies an der Ostküste (Washington D.C. & New York) Minor Threat und Bad Brains. Die Namensgebung Hardcore lässt sich nicht eindeutig auf eine Person oder eine Band zurückführen, jedoch hatte die 1981 veröffentlichte LP "Hardcore '81" von D.O.A. mit Sicherheit einen großen Einfluss auf die Verbreitung des Begriffs Hardcore.

Klassisch instrumentiert mit Bass, Gitrarre, Drums und einem Schreihals als Sänger, kann man Hardcore als eine Weiterentwicklung von Punk verstehen, denn auch hier mussten die "Musiker" ihre Instrumente nicht zwangsläufig beherrschen. Allerdings verzichtete man beim Hardcore auf bunte Verkleidung wie Sicherheitsnadeln oder Schminke und gab sich wesentlich politischer als viele Punk Bands. Außerdem sind Hardcore Stücke meist nach 90 Sekunden vorbei, es gibt so gut wie keine Soli, der Gesang ist oft mehr gesprochen als gesungen und das Publikum war bei den Konzerten stärker involviert.

Einhergehend mit der DIY Einstellung und einer kritischen Haltung gegenüber der Musikindustrie gründeten die Hardcore Bands meist ihr eigenes Label (Black Flag - SST, Minor Threat - Dischord, Dead Kennedys - Alternative Tentacles, etc.) und waren nicht wie die großen Punk Bands auf Major Deals angewiesen (Ramones - Sire, The Clash - Columbia, Sex Pistols - EMI & Warner).

Mitte der 80er war der Spuk dann fast schon wieder vorbei, viele Bands machten Ausflüge in andere musikalische Gefilde (Beastie Boys - Hip Hop, Suicidal Tendencies - Metal, Bad Religion - Alternative Rock) und aus Hardcore entwickelten sich geschätzte 1000 Subgenres. Es gibt inzwischen Hardcore mit Elemten aus Jazz bis hin zu Metal. Wer heute Hardcore Punk macht, bezeichnet es dann auch als old school Hardcore.

Punk Rock Enzyklopädie: Riot Grrrl

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- wie Riot Grrrl


Die Riot Grrrl Bewegung entstand zu Beginn der 90er Jahre in Olympia (Washington) im Umfeld der All-Girl Punk Rock Band Bikini Kill. Wie bei vielen Ideologien und Bewegungen kann man auch hier keinen definitiven Anfang benennen - die Bezeichnung Riot Grrrl taucht zum ersten Mal in dem gleichnamigen Fanzine auf, das von Molly Neumann (Bratmobile) und Tobi Vail (Drummerin bei Bikini Kill) herausgegeben wurde.

Riot Grrrl lässt sich als subkulturelle, feministische Bewegung bezeichnen, die sich vor allem mit Themen wie Selbstverwirklichung der Frauen, Gleichberechtigung, sexueller Diskriminierung und Antikapitalismus auseinandersetzen. Darüber hinaus entwickelten die Aktivistinnen alternative Produktions- und Vertriebsstrukturen für ihre Musik und Fanzines. Klassischerweise bildeten in DIY Manier produzierte Tapes und Fanzines daher auch den Großteil des Outputs innerhalb der Szene.

Ein paar Bands haben professionelle Veröffentlichungen herausgebracht, allerdings "nur" auf Indie-Labels (Kill Rock Stars, Chainsaw Records, etc.) Die Verankerung in der männlich dominierten Subkultur des Punk Rocks erklärt auch die Motivation, eigene Bands zu gründen und dem Macho-Scheiß auf Konzerten entgegen zu wirken. Durch Bands wie Bikini Kill, Team Dresch, Sleater-Kinney, Babes in Toyland oder auch Hole wurde die Bewegung zunehmend populärer, was sie im Zuge des Grunge-Hypes um Nirvana und Seattle auch in den Fokus der Medien rückte. Und wie das so mit eifrigen Journalisten oft ist, Riot Grrrl wurde in etwa zusammengeschrumpft auf eine Gruppe böser Mädchen, die laute Musik machen. Dadurch ist letztendlich die Bewegung etwas auseinandergebrochen.

Nach dem Vorbild der DIY Attitüde der Riot Grrrl Bewegung entstanden in den letzten Jahren vor allem auch im Internet Fanzines und Blogs, die sich den oben genannten Themen widmen. Einen Überblick findet man hier (Von den frühen Fanzines bis zu aktuellen Themenseiten).

Punk Rock Enzyklopädie: DIY

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- wie DIY

DIY steht für 'Do it youself' ('Mach es selbst') und ist in den 1950er Jahren in England entstanden. Zunächst als schlichter Aufruf, sein Eigenheim selber zu verschönern und Reparaturen selber vorzunehmen, entwickelte sich dieser 'Spruch' in den 70er Jahren besonders in der Punk- und Hardcore-Subkultur zu einer ganzen Ethik – der DIY-Ethik.

Gemeint ist hierbei nicht das eigenmächtige Umgehen mit Hammer und Nagel, sondern vielmehr eine Haltung gegenüber dem Konsum. Bands begannen in dieser Zeit ihre Patten selber aufzunehmen, zu produzieren und zu vertreiben. Der Vertrieb von Merchandise geschah während der Konzerte, die in Jugendzentren, Autonomen Zentren oder Kellern usw. stattfanden. Auch heute folgen viele Bands der DIY-Ethik und lehnen Mainstream-Labels, also Major-Labels ab. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um Punk- oder Hardcore-Bands handeln – siehe HipHop, Drum´n´Bass usw.

DIY spielt aber nicht nur in der Musik eine Rolle, sondern lässt sich auch auf das alltägliche Leben übertragen. Sei es der Erwerb von Nahrungsmitteln und Kleidung oder der Beruf – die Devise lautet: 'Mach es selbst'.

Punk Rock Enzyklopädie: Positive Force

An dieser Stelle führen wir eine neue Kategorie ein...die Punk Rock Enzyklopädie.
In unregelmäßigen Abständen wird hier von A bis Z nennenswerter Kram gepostet, der irgendwas mit Punk Rock zu tun hat. Der Begriff Enzyklopädie erklärt sich ja von selbst.
P - wie Positive Force.
Ganz allgemein ist Positive Force eine Gruppe von Aktivisten, die Aktionen durchführen, um hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen.
Gegründet 1984 in Reno vom Umfeld der HC Band 7 Seconds, verbreitete sich die Idee von Positive Force schnell durch die gesamte USA. Im Grunde ging es darum, die Energie der "Jugendbewegung" auf positive Aktionen statt auf Selbstzerstörung zu konzentrieren. Nicht bloß labern, sondern auch was tun! In vielen Städten (Chicago, Las Vegas, etc.) entstanden Gruppen, die sich mit der Idee identifizierten. Mark Andersen gründete 1985 in Washington D.C. eine eigene Positive Force Gruppe, die als einzige noch bis heute existiert und arbeitet. Einen Großteil der Aktionen machen Benefiz Konzerte aus (400 seit 1985 - mit einem Erlös von 350.000$), allerdings werden die Mitglieder auch direkt aktiv (Essen verteilen, saubere Nadeln für Junkies, uvm.). Gut dokumentiert wird Positive Force in dem Buch "Dance of Days", das die D.C. Szene von 1980 bis 2000 ausführlich beschreibt.
1991 entstand außerdem diese Doku, die einen guten Überblick über die Szene verschafft und in der Mark Andersen die Arbeit der Postive Force Gruppe aus Washington D.C. erläutert...